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15.05.07 Nicht nur Kulissen - Architektur in Braunschweig
Geschrieben von: Karl Fr. Eckhardt   

In der Neuen Zürrcher Zeitung widmet sich am heutigen Tage Jürrgen Tietz der Stadt Braunschweig (Die Artikel der NZZ sind in der Regel nur einen Tag ürber das Internet abrufbar). Wie gewohnt in diesen Zeiten mit einem Blick auf die Schloss-Arkaden: "Willkommen in ürberall" - und wie gewohnt auch das Urteil: "Das architektonische Ergebnis ist enttäuschend. ..."

Mit einer Stimme Mehrheit fiel die Entscheidung fürr eine Rekonstruktion des Schlosses. Nun also ist es mit rund 600 alten Bausteinen zurürckgekehrt, die bei dem Abriss geborgen worden waren. Dem stehen 8200 neu gefertigte Elemente gegenürber. Und obwohl die Presseerklärung der ECE stolz darauf verweist, dass am Schloss Handwerker mitgearbeitet hätten, die schon an der Dresdner Frauenkirche beschäftigt waren, verströmt der auf alt getrimmte Neubau bestenfalls den Charme einer Klötzchenarchitektur aus dem Steinbaukasten. In engen Abständen gesetzte Öffnungen fürr die Hinterlürftung der Fassade lassen das Schloss wie perforiert wirken. Das Ergebnis ist ein architektonisches Abreissbildchen, ein baugeschichtliches Pin-up, das fürr den Fortgang der Rekonstruktionswelle in Deutschland nichts Gutes erwarten lässt. Was einst als Residenz ausreichte, das genürgt der ECE als Shopping-Mall bei weitem nicht. Und so hat der neue Einkaufstempel auch den einstigen Garten mit verschlungen, der das Schloss frürher seitlich flankierte. Mit Glas und Beton, ein bisschen grürn, ein bisschen kupferfarben, bietet der Neubau eine auf edel getrimmte Durchschnittsarchitektur. Mit ihrer vertikalen Strukturierung bemürht sie sich darum, die gewaltigen Abmessungen fürr die rund 30 000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf ein erträgliches Mass herunterzuzoomen. Doch spätestens mit der Seitenansicht des Parkhauses endete alles architektonische Bemürhen. Da spendet nur noch eine Fassadenbegrürnung Trost - doch bis die sich gnädig ürber die nackten Wände ausbreitet, wird noch einige Zeit vergehen.

Aber ganz ungewohnt in diesen Zeiten, auch eine Ehrenrettung der Stadt in der NZZ. Denn, Architekt sei Dank: es gibt mehr in Braunschweig als nur die Schloss-Arkaden, anderen Umgang auch mit baulicher Vergangenheit. Tietz wirft einen Blick auf die ebenfalls gerade fertig gestellte Jakob Kemenate:

Die etwas versteckt am Eiermarkt gelegene Kriegsruine haben die Architekten Rainer Ottinger und Thomas Möhlendick zusammen mit dem Kieler Kürnstler Jörg Plickat wiederbelebt. Eine neue Fassade mit einer Verkleidung aus rostrotem Cortenstahl sowie ein Zwischenteil aus Stahl und Glas ergänzen nun das historische Mauerwerk und das alte Gebälk. Hier schreit nichts «Kauf mich! Jetzt!». Stattdessen beginnt die Architektur mit ihrer spannungsvollen Komposition und Materialsinnlichkeit harmonisch zu klingen, kraftvoll, aber nicht lärmend. Und so wird die Jacobs-Kemenate ganz im Gegensatz zur Beliebigkeit der Schlossarkaden zu einem regionalen Architekturerlebnis von ürberregionaler Qualität.

Gönnen auch wir uns hier einige Blicke auf die Jakob-Kemente: