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25.11.06 Traumstoffe oder die Metamorphose vom Tanzschuh zum Filzpantoffel (Teil 24)
Geschrieben von: Karl Fr. Eckhardt   

1976, gut dreißig Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, beschenkte Oswald Mathias Ungers die Stadt Braunschweig mit einer großartigen analytischen Studie zur Morphologie der Stadt und des Schlossparkareals sowie mit Vorschlägen zur weiteren Entwicklung. Ungers bespielte, besser noch: betanzte den höfischen Grund des Schlossgartens mit archetypischen Grundformen und entwarf einen Strauß von schwebend leichten Alternativen fürr eine Durchformung des Parkareals mit Bepflanzungen und architektonischen Bauelementen im Geiste der höfischen Kultur. Auf einem hier wiedergegebenen Deckblatt der Studie hat er dann auch den Grundriss und die Lage des Schlossgartens innerhalb des Okerringes mit einem Tanzschuh markiert. (P.S. Die Grafik-Collage ist etwas unglürcklich geraten: Die waagerechten Beschriftungen und die Form des Schlossparkareals links unten mit dazu passendem Schuhwerk sind Hinzufürgungen von mir. Dies auf einem Deckblatt der Studie von Ungers, Kollhoff und Will, das den Okerverlauf ürber Planquadraten zeigt, darin den Umriss des Schlossparks mit einem Ballettschuh und senkrechter Schrift hervorhebtt. K. E.)

 


 

2006, dreißig Jahre später, finden wir unter der Ägide von Dr. Gert Hoffmann und seinem Stadtbaurat Wolfgang Zwafelink den Schlossgarten mit einem riesigen,  unförmigen Einkaufzentrum zugetrampelt, dass sich ürber dem Areal wie ein grober, klobiger Filzpantoffel breit macht. Aber Adel verpflichtet - und wie zum Hohn hat man dem Filzpantoffel in trunkenem ürbermut mit der Schlossfassade die karnevalistische Adelsmaske eines so genannten "Faschingsprinzen" vor die Hürhneraugen gehängt.


(Im Bild: Ein kleines visuelles Zitat aus einem Bild der unfertigen, unverfugten Fassade während der Enthürllungsfeier - Link)

Gehen wir weiter von der Form zum Stoff aus dem die Träume sind, in diesem Fall zum Filz, in dem man es sich bekanntlich so recht pantoffelgemürtlich einrichten kann.

Hinter den Fassaden des Rathauses und der ECE scheint es Aufregung zu geben. ECE bedrohe die Stadt Braunschweig mit einer "beträchtlichen Vertragsstrafe", wenn die Zugänge zum Einkaufszentrum nicht bis zum 30. März 2007 fertig gepflastert seinen, berichtete Norbert Jonscher am Samstag vor einer Woche  in der Braunschweiger Zeitung. Das scheint mal wieder völlig absurd, wie so vieles oder fast alles um das närrische Grosskaufhaus ürber dem ehemaligen Schlossparkgelände.


(Der gleiche unfertige, unverfugte Fassadenteil einige Tage nach der Enthürllungsfeier Anfang September - wie alle anderen Ausschnitte, die folgen.)

Denn erst einmal hat man noch viereinhalb Monate Zeit, um den Vorplatz zu pflastern, und fürr so eine Pflasterarbeit braucht man vielleicht einige Wochen, kaum einige Monate.


 

(Nach der Fassadenenthürllung und vor der Kommunalwahl) 

 

Zweitens unterbrach man auf Seiten der ECE mitten in der Bauphase alle Arbeiten an und vor der Schloss-Fassade, um eine Enthürllungsfeier des unfertigen Portikus zu feiern. Dafürr musste man die Fassade aber erst einmal verhürllen, und um die Fassade ürberhaupt verhürllen zu können, musste man auch noch die Baugerürste abbauen, die einer Ver- und Enthürllung des Braunschweiger Pantoffelfilzes gleichermaßen im Wege standen.

 

(Nach der Fassadenenthürllung und vor der Kommunalwahl)


 

Miit einer großen Feier enthürllte man dann die unfertige Fassade.


 

(nach der Fassadenenthürllung und vor der Kommunalwahl)

 

(nach der Fassadenenthürllung und vor der Kommunalwahl)


(nach der Fassadenfeier und vor der Kommunalwahl)


 
Direkt nach der Enthürllungsfeier hatte man schon einmal angefangen, die Baugerürste vor der Fassade wieder aufzubauen. Doch hastig nahm man sie wieder weg. Erst einige Tage nach der Kommunalwahl, die dieses Mal wohl rein zufällig so terminiert war, dass sie - welch glürckliche Fürgung! - gerade mit der "Enthürllungsfeier" des Braunschweiger Portikus harmonierte, wurden die Baugerürste wieder aufgebaut.

Gegen drei Wochen hatte man die Arbeit an der Fassade unterbrochen. Rechnet man die Zeit fürr den Ab- und den Wiederaufbau der Baugerürste noch hinzu, hat man fast einen ganzen Monat Bauzeit verprasst und verfeiert. In einer solchen Zeitspanne kann man aber die Zugänge zum Einkaufszentrum mehrfach pflastern.

In Pressererklärungen, wie sie dann auch von der Braunschweiger Zeitung verbreitet wurden, erklärte der Oberbürrgermeister, die Fassadenfeier sei nicht Sache der Stadt gewesen, sondern allein Sache der ECE bzw. der Credit Suisse und diese hätten die Enthürllungsfeier auch allein bezahlt.

Damit hätte die ECE dann aber einen ganzen Monat Zeit verschwendet, um eine völlig unsinnige Feier zu veranstalten, die nur Zeit und Geld kostete und jedenfalls besser nach Fertigstellung der Fassaden und der Vorplätze veranstaltet worden wäre. In dieser Zeit hatte die Stadt aber keine Möglichkeit, den Vorplatz zu pflastern, auf dem ürbrigens auch jetzt noch Kräne vor dem Fassadengerürst stehen, um die Fassadenbrürstung fertig zu stellen - wie soll die Stadt da den Boden bereiten fürr eine Pflasterung und wie pflastern? ....