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15.07.06 "Schloss"-Geschichten oder die Verschiebung von Wahrheit (Teil 12)
Geschrieben von: Karl Fr. Eckhardt   
Vor knapp einer Woche, in der Welt am Sonntag vom 9. Juli 2006, schrieb Britta Nagel einen Artikel ürber "drei Todsürnden im Städtebau," der ganz offensichtlich weder von der Initiative Neue Soziale Marktwirschaft noch vom Braunschweiger Stadtmarketing gesponsort, und auch nicht von einschlägigen Redakteuren der Braunschweiger Zeitung lanciert war. "Zehn besonders schlimme Fälle" im Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg wurden besonders hervorgehoben und beschrieben. Wie immer, seitdem Dr. Gert Hoffmann die Stadt mit seinem Wirken beglürckt, zeigt sich Braunschweig aber auch hier in der absoluten Spitze. Wir zitieren: "Schloss-Arkaden Braunschweig"

"Ein potemkinsches Objekt, das eigentlich nach Disneyland gehört. Im Bild eine Computeranimation - das Gebäude ist noch im Bau. Außen eine preiswert nachempfundene Fassade des Braunschweiger Schlosses, innen Shoppingcenter nach Standardmaß. Architekt Christoph Mäckler zählt die Schloss-Arkaden zu den drei Todsürnden der Städteplanung, weil auch sie die Einzelhandelsstruktur zerstören werden." (Mäckler ist ürbrigens ein leidenschaftlicher Liebhaber klassischer Architektur und ein scharfer Kritiker der architektonischen Moderne.)

Warnungen vor dem monströsen Vorhaben gab es genug, auch als es noch nicht zu spät war. Eindringlich mahnte beispielsweise Professor Jürrgen Weber schon im Juli 2003 im Braunschweiger Schaufenster:

"... wo einst die Welfen um Herzog Wilhelm residierten, soll jetzt ein Einkaufszentrum gigantischen Ausmaßes aus dem Boden gestampft werden, das die schöpferischen Ideale des späten Klassizismus mit dem kommerziellen Wahnsinn des 21. Jahrhunderts auf geradezu bizarre Art und Weise vermischt," und weiter: "Eine Kulturschande und ein Schlag ins Gesicht des Klassizismus .... Wir machen uns damit unsterblich lächerlich. Architekturseminare aus ganz Europa würrden nach Braunschweig kommen, um sich das Ganze als Negativbeispiel anzugucken." - doch vergeblich: die wohlmeinenden Mahnungen des um die Ehre der Stadt besorgten Braunschweiger Professors stießen beim Oberbürrgermeister auf taube Ohren.

Würrde das Vermummungsverbot (§ 27 des Versammlungsgesetzes) nicht nur fürr öffentliche Versammlungen von Bürrgern gelten, sondern auch fürr Bauten in städtebaulichen Ensembles, dann hätten die wackeren Polizisten des niedersächsischen Innenministeriums strikt einschreiten mürssen gegen den baulichen Mummenschanz der so genannten "Schloss"-Arkaden, mit dem Dr. Gert Hoffmann (unter freundlicher Mithilfe der Braunschweiger Zeitung) nun schon seit Jahren die Braunschweiger Bürrger zum Narren hält.

Einmal haben sie es schon geschafft, der Oberbürrgermeister und seine ihm wohlgesonnene Zeitung. Mit Hilfe des "Schloss"-versprechens konnten sie es durchsetzen, dass der Braunschweiger Schlosspark mit einem gigantischen Einkaufszentrum ürberbaut wurde - wahrlich ein städtebauliches Bubenstürck sondergleichen. Und immer dreister und frecher treiben sie das Spiel der Vermummung von Wahrheit. Offenbar wollen sie jetzt mit dem gleichen falschen Spiel auch noch eine Kommunalwahl gewinnen. Denn in der heutigen Braunschweiger Zeitung vom 15. Juli 2006 behauptet doch der Oberbürrgermeister einmal mehr steif und fest:

"Wir bauen dort tatsächlich mit der Schlossrekonstruktion das alte Schloss unter Verwendung alter Bauteile und hochwertigen Sandsteins original 1:1 wieder auf."

Wer aber unter einem so nachhaltigen Realitätsverlust leidet, dass er den monströsen Betonsarg eines riesigen Einkaufszentrum ürber dem ehemaligen Schlosspark - der eher an Tschernobyl als an ein stolzes Stadtschloss erinnert - nicht vom wahren alten Schloss unterscheiden kann, nur weil ein verhältnismäßig kleiner Teil, um einmal ein anderes Bild zu nehmen: Betonfassadenglatze mit einer feudal gepuderten Schloss-Perürcke bedeckt wurde, der gehört - salopp gesagt - doch eher in die Klappsmürhle als an die Spitze eines Rathauses.