25.09.10 Glück in Gütersloh |
Geschrieben von: Matthias Bosenick
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Glück in Gütersloh
So geht’s zu in der unplanbaren Welt des Pop: Michael Krüger ist seit etwa einem Vierteljahrhundert als Musiker aktiv. Der Klein Sisbecker startete 1987 in der legendären Velpker Band „Die Trottelkacker“, die ihre Aktivitäten seit 2002 ruhen lässt, sieht man vom Tribut-Konzert im Oktober 2009 ab. Aus den Trottelkackern gingen zwei Nachfolgeprojekte hervor: Müller & die Platemeiercombo und Krüger.
Foto: Stuart Mentiply
An sich spielt der Multiinstrumentalist Krüger (38) seine Lieder nahezu alleine ein. In unregelmäßigen Abständen brennt er sie als Singles oder Alben auf CD und vertreibt sie unter dem Label Bauchpfannen Aufnahmen. Dort erscheinen übrigens auch die Tonträger von Müller & die Platemeiercombo. Auch im Internet ist Krüger aktiv; auf Bandcamp, Myspace und Youtube stellt er seine Songs zum Anhören, Ansehen und Herunterladen zur Verfügung.
Auf diese Weise wurde Jo Pelle Küker-Bünemann auf Krüger aufmerksam. Der Mann bestellte einige CDs bei Krüger, der feststellte, dass Küker-Bünemann aus Gütersloh kommt. „Da fiel mir ein, dass ich da ja noch den einen Song in der Schublade habe“, erinnert sich Krüger. Schon vor drei Jahren hatte „Gütersloh“ auf dem Album „Wie kann ich unbemerkt verschwinden?“ erscheinen sollen, doch war Krüger mit dem ersten Demo vollkommen unzufrieden. Doch: „Aus Gag und als Dank hab ich dem das mitgeschickt“, erzählt Krüger. Und damit erst die Welle losgetreten: Küker-Bünemann gefiel das Lied so gut, dass er Krüger dazu bewegte, den Song nochmal vernünftig produziert einzuspielen und als Single zu veröffentlichen.
Mit dieser Single ging Küker-Bünemann in seiner ostwestfälischen Heimat hausieren. Zeitungen und Magazine berichteten darüber, in einem Gütersloher Plattenladen ist die Single erhältlich. Und am Dienstag stand ein Filmteam von RTL-West vor Krügers Tür. Der Sender interessierte sich für den Niedersachsen, der mit einem Song über Gütersloh die Stadt aufmischt. Denn bis dato ist dies offenbar erst das zweite Lied überhaupt, in dem die Stadt eine Rolle spielt. Das andere heißt „Der letzte Cowboy von Gütersloh“ und stammt von einem Sänger namens Thommie Bayer.
Der Wirbel zeigt bereits seine Folgen: So viele Internetnutzer wie nie zuvor klickten auf Krügers Seiten, hörten sich den Song an, luden ihn sich herunter oder sahen das Video. „Für meine Verhältnisse ist das extrem viel“, freut sich Krüger.
Der RTL-Dreh war übrigens Krügers erster Kontakt zur Stadt Gütersloh überhaupt – er war vorher noch nie da und hat auch keinen Bezug dazu. „Ich brauchte etwas, das drei Silben hat und sich auf Tokyo reimt“, gibt Krüger zu. Außerdem verdeutlicht dies den Ansatz des Textes noch viel mehr: Ich will raus aus dem Dorf, versuche mein Glück in der Stadt, in San Francisco, Stockholm – oder eben Gütersloh. Einen weiteren Besuch soll es auf jeden Fall geben, nämlich mit seiner in Braunschweig probenden Live-Band zu einem Konzert. Mit Klotz X, Olaf Ungemach und Heinrich von Kaltmiete tritt er dann in der Stadt auf, die ihm den unerwarteten Erfolg bescherte – in Gütersloh.
Das Lied ist zu sehen und zu hören:
Myspace
Bandcamp
Youtube
Making-Of zum RTL-Dreh:
Youtube
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